Günther Lauer

"Digitalisierung macht die Verwaltung effizienter und günstiger"

03. August 2025

Günther Lauer, Leiter des Bereichs Business Partner Management im BRZ, über den Beitrag des BRZ zum neuen Regierungsprogramm sowie über Prozessoptimierung mittels KI sowie One- und No-Stop-Shops.

Welche Aufgaben übernimmt der Bereich Business Partner Management im BRZ?

Mein Team und ich sind die direkten Ansprechpartner:innen für alle Anliegen unserer Kunden. Von der ersten Idee über die Angebotslegung und Beauftragung bis hin zur Leistungserbringung und Portfoliosteuerung haben wir somit die „End to end“-Verantwortung für eine partnerschaftliche Zusammenarbeit.

Im März 2025 hat sich eine neue Regierung gebildet. Inwieweit spielen im neuen Regierungsprogramm die Themen Digitalisierung und E-Government eine Rolle?

Das Thema Digitalisierung wird auch in dieser Legislaturperiode eine wichtige Rolle spielen. Das Regierungsprogramm nennt hier auch konkret Schwerpunkte, bei denen das BRZ als IT-Dienstleister einen wesentlichen Teil beitragen kann: etwa die Weiterentwicklung der ID Austria, die Fortführung bzw. den Ausbau von No-Stop-Shops oder die Unterstützung von Unternehmen durch digitale Verfahrensabläufe. Digitalisierung trägt wesentlich dazu bei, Bürger:innen rund um die Uhr Hilfestellungen für ihre Verwaltungsverfahren zu ermöglichen, und dient als Hebel, den Wirtschaftsstandort Österreich zu stärken.

Wo sehen Sie Potenziale für die Digitalisierung in der Verwaltung?

Wir sehen schon heute, dass etwa durch die Nutzung von künstlicher Intelligenz mehr und mehr Routinetätigkeiten erleichtert werden oder sogar wegfallen können bzw. KI-Systeme bei der Bewältigung gigantischer Datenmengen unterstützen können. Mit weiteren Schritten in Richtung Automatisierung und mit der verstärkten Nutzung von KI-Systemen kann es gelingen, der bevorstehenden Pensionierungswelle in der Verwaltung entgegenzuwirken. Ebenso unterstützt es den effizienten Know-how-Transfer und den einfacheren Abruf von notwendigen Wissensbausteinen, die durch Pensionierungen sonst vielleicht verloren gehen. Die Investitionen in Digitalisierungsmaßnahmen haben sowohl mittel- als auch langfristig positive Effekte. Generell ermöglicht E-Government von Bürgerinnen und Bürgern bis hin zu den Unternehmen, ihre Interaktionen mit der Verwaltung einfacher, schneller, orts- und zeitunabhängiger sowie kostengünstiger durchzuführen.

Welche konkreten Lösungen wird hier das BRZ zur Umsetzung des Regierungsprogramms anbieten?

Es gibt einige Aufgaben, die aufgrund von Wirtschaftlichkeit, Sparsamkeit und Zweckmäßigkeit dem BRZ in diesem Zusammenhang zukommen sollen. Das ist etwa die Konzeption einer Standardarchitektur und eines Vorgehensmodells als Kompetenzzentrum für resiliente digitale Infrastruktur für die öffentliche Verwaltung. Weiters die Bereitstellung von Infrastruktur unter dem Gesichtspunkt Sicherheit wie auch Krisenvorsorge – Stichwort Datenevakuierung. Auch können unsere Standardprodukte und Platform-as-a-Service (PaaS) als Betriebskern für größtmögliche Synergien, eine hohe Skalierbarkeit und weitere Effizienzsteigerungen bei Entwicklungs- und Betriebsprozessen sorgen.

Etablierte mobile Apps wie das Digitale Amt, die ID Austria, KI-unterstützte Chatbots oder das Unternehmensserviceportal können um weitere digitale Services für Bürger:innen und Unternehmen ausgebaut werden, um Wirtschaft und Verwaltung weiter zu entlasten und die klassischen Amtswege für Österreicher:innen auf ein Minimum zu reduzieren. In den letzten Jahren und Jahrzehnten haben wir wesentliche IT-Vorhaben in der Verwaltung für unsere Kunden umgesetzt. Aufgrund dessen haben wir eine hohe E-Government-Expertise was Verwaltungsanforderungen und -abläufe btrifft, die wir auch für die Umsetzung von Zukunftsthemen, wie etwa im KI-Bereich, nutzen wollen. Bezüglich des Aufbaus einer resilienten Infrastruktur können wir ebenfalls auf ein solides Fundament an Rechenzentrumsinfrastruktur und -erfahrung zurückgreifen.

Soll Ihrer Ansicht nach in der Digitalisierung oder durch die Digitalisierung gespart werden?

Es sollte jetzt in die Zukunft investiert werden, um zukünftig und nachhaltig Kosten durch Digitalisierung einsparen zu können. Prinzipiell sehe ich drei wesentliche Hebel für dieses – gerade in Zeiten eines knappen Budgetrahmens – enorm wichtige Vorhaben. Neudenken von bestehenden Verwaltungsprozessen – statt „nur“ Digitalisierung des Prozessablaufes – mit starker Automatisierung bis hin zum No-Stop-Shop. Wir können hier die Analyse der Verwaltungsprozesse mit Blick auf neue digitale Abläufe unter Verwendung bestehender Register, Verfahren und IT-Systeme unterstützen. Dies umfasst auch die Automatisierung von Routineaufgaben und die Einführung von Automatisierungsrobotern, Chatbots und KI-unterstützen Routinen.

Ein Trend, der auch im Regierungsprogramm explizit aufgegriffen wird, sind One-Stop-Shops und wie schon erwähnt No-Stop-Shops für Bürger:innen oder Unternehmen. Wir entwickeln für unsere Kunden Lösungen, die es ermöglichen, verschiedene Verwaltungsleistungen an einem zentralen Ort wie dem digitalen Amt unter oesterreich.gv.at oder dem Unternehmensserviceportal zu erledigen. Bei der antragslosen Familienbeihilfe gibt es dieses System schon seit 10 Jahren, auch die antragslose Arbeitnehmer:innen-Veranlagung erleichtert vielen den Umgang mit der Finanzverwaltung.

Der dritte Punkt ist die Datenintegration bestehender Registerdaten. Das BRZ unterstützt das Bundeskanzleramt seit Beginn bei der Integration und Vernetzung von Daten zwischen verschiedenen Behörden, um den Datenaustausch zu erleichtern und Doppelarbeit zu vermeiden. Auch auf EU-Ebene ist das ein wesentliches Thema, etwa unter dem Stichwort "Once Only".

Im Regierungsprogramm wird auch die Bedeutung von Sicherheit und Datenschutz hervorgehoben. Was ist dazu aus BRZ-Sicht erwähnenswert?

Das BRZ betreibt eines der größten Rechenzentren des Landes. Sicherheit ist unser wichtigstes Thema und wir setzen eine große Zahl an Maßnahmen, um ein größtmögliches Maß an Datensicherheit und Datenschutz sicherzustellen. Mit dem Berechtigungssystem der österreichischen Gesundheitsakte ELGA, dem ELAK oder Langzeiterhaltungs- bzw. Archivierungssystemen unterstützen wir unsere Kunden bei der Sicherstellung der Datenintegrität, indem Daten für die nächsten Generationen aufbewahrt und zugänglich gemacht werden.

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