Das sind die aktuellen IT-Trends in der öffentlichen Verwaltung
21. März 2024
Von AI bis Zero Trust: Das Technologieradar des BRZ zeigt 51 Technologien, die heuer und in Zukunft relevant sind.
Das aktuelle Technologieradar des BRZ bietet eine übersichtliche Darstellung sowie Beschreibungen jener 51 identifizierten IT-Trends und Technologien, die für die Anwendung in der Verwaltung einsetzbar sind bzw. von den Expertinnen und Experten beobachtet werden. Ganz vorne dabei: Künstliche Intelligenz, Wissenstransfer und Automatisierung, Datenökonomie, Zero Trust sowie Universal Access.
"Technologiebeobachtung ist die Basis dafür, Services für unsere Kunden zukunftssicher zu entwickeln und gemeinsam mit unseren Kunden neue Möglichkeiten für innovative Services zu diskutieren und einzuplanen“, so BRZ-Geschäftsführer Roland Ledinger.
Top-Trend 1: Künstliche Intelligenz (KI) als Mega-Trend 2024
Künstliche Intelligenz in der Verwaltung ermöglicht, insbesondere durch generative KI neue Formen von Assistenzsystemen oder Recherche-Tools. Das BRZ arbeitet schon seit längerem am Thema Machine Learning bzw. Künstliche Intelligenz. Entwickelt wurde u.a. ein Prüfkatalog, der ein gemeinsames Verständnis zum Thema vertrauenswürdiger KI (Trustworthy AI) vermitteln soll. Gleichzeitig zeigt er auf, welche Risiken mit dem Einsatz eines KI-Systems verbunden sind und wie man diese bei gleichzeitiger Nutzenmaximierung reduziert. Der Top-Trend umfasst u.a. Anwendungsformen von Künstlicher Intelligenz, etwa Large Language Models, AI-Copilots, Prompt Engineering oder Retrieval Augmented Generation, also die Anreicherung von LLM-Systemen mit spezifischen Informationen.
So wird KI in der öffentlichen Verwaltung bereits genutzt:
- Bilderkennung und Face Detection: Im Zuge der Digitalisierung von Bildbeständen aus Archiven werden Bilder automatisch erkannt und beschlagwortet. Mit Hilfe der KI können Objekte und Szenen erkannt werden – z.B. ob es sich um eine Landschaft, ein Gebäude oder eine Personengruppe handelt. Auch können Gesichter auf Bildern erkannt und gezielt anonymisiert werden, um Persönlichkeitsrechte zu schützen.
- Anonymisierung von Gerichtsurteilen: Ordentliche Gerichte treffen Entscheidungen, die für alle Rechtssuchenden von Bedeutung sind. Es werden fast ausschließlich Entscheidungen des Obersten Gerichtshofs im Rechtsinformationssystem des Bundes (RIS) veröffentlicht. Vor einer Publikation müssen alle personenbezogenen Daten sowie Informationen, die einen Rückschluss auf die Sache bzw. Personen ermöglichen, entfernt werden. Als manueller Prozess nimmt diese Anonymisierung viel Zeit in Anspruch. Mit Hilfe von Machine Learning und unter Einsatz von im KI konnte die Anonymisierung wesentlich beschleunigt werden. Die Anwendung des BRZ ermöglicht es, die in Gerichtsentscheidungen vorkommenden Personen, Organisationen, Orte sowie weitere relevante Metadaten zu identifizieren, zu extrahieren und basierend auf festgelegten Regeln unter Einhaltung gesetzlicher Rahmenbedingungen zu anonymisieren.
- Unterstützung für Unternehmen am Unternehmensserviceportal: Bei der Suche nach Förderungen für Unternehmen im Unternehmensserviceportal (USP) werden Methoden der Künstlichen Intelligenz eingesetzt, um Unternehmerinnen und Unternehmen die Suche nach passenden Förderungen zu erleichtern.
Top-Trend 2 / 3: Automatisierung und Wissenstransfer für den Generationenwechsel
Auch den Auswirkungen der fortschreitenden Pensionierung im öffentlichen Bereich kann mit Digitalisierungsmaßnahmen entgegengewirkt werden. Daher stellen Technologien zum Thema Wissenstransfer und Automatisierung einen Top-Trend dar. So finden sich im Technologieradar etwa die Technologien und Trends zu den Bereichen Wissenstransfer, Hyperautomation oder intelligente Automatisierung, die die Verwaltung bei der Weitergabe von Wissen oder bei der Abarbeitung von Routinetätigkeiten unterstützen können.
Top-Trend 4: Datenökonomie als Innovationsmotor für die Verwaltung
Ein Trend, der auch in einem gesamteuropäischen Kontext für 2024 und darüber hinaus große Bedeutung hat, ist Data Governance. Mit dem Data Governance Act hat die Europäische Kommission die Grundlagen für die Schaffung eines europäischen Datenaustauschmodells festgelegt. „Daten sind das neue Gold“ und damit eine der wichtigsten Ressourcen für die fortschreitende Digitalisierung, für das Training von KI-Lösungen sowie eine Grundlage für Innovation und Entscheidungsfindung in Unternehmen und Organisationen. Mit Data Governance wird ein verantwortungsvoller Umgang mit den wertvollen Daten des Public Sectors und ein effektiver Umgang damit gefördert. Anwendungsfälle sind Datenmanagement-Plattformen bzw. -Portale.
Top-Trend 5: Vertraue niemandem – Zero Trust als Sicherheitsparadigma
Sicherheit und Datenschutz gehören zu den wichtigsten Voraussetzungen für die Entwicklung und den Betrieb von IT-Anwendungen im Public Sector. Mit dem im Technologieradar vertretenen Top-Trend „Zero Trust“ geht ein Paradigmenwechsel einher, der nicht nur technologische Veränderungen mit sich bringt, sondern auch einen Wechsel im „Mindset“ unter IT-Expertinnen/-Experten und Benutzerinnen/Benutzern erfordert.
Top-Trend 6: Universal Access für alle Bürger:innen
Der technologische Wandel betrifft alle Bevölkerungsgruppen. Doch ist es insbesondere für die öffentliche Verwaltung wesentlich, dass alle Bürgerinnen und Bürger Zugang auf Verwaltungsprozesse und Services haben. Im Technologieradar werden daher auch Themen rund um Begriffe wie Demokratisierung von Technologie, Diversität/Inklusion und lebenslanges Lernen untersucht.