Roland Ledinger

Digitale Verwaltung der Zukunft

Digitale Verwaltung muss am Smartphone so einfach wie ein Webshop sein.

BRZ-Geschäftsführer Roland Ledinger über die BRZ-Perspektiven und das BRZ-Technologieradar.

Welche Vorteile bringt das BRZ-­Technologieradar den Kunden in der Verwaltung?

Ledinger: Als modernes IT-Unternehmen müssen wir unseren Blick stets in die Zukunft richten und Technologien frühzeitig auf einen möglichen Einsatz in der Verwaltung hin prüfen. Man muss aber realistisch bleiben. Nicht jeder technologische Trend kann und soll kurzfristig umgesetzt werden, Sicherheit, Stabilität, Eingliederung in bestehende Services und eine gute Usability stehen bei unseren Entwicklungen klar im Vordergrund. Gleichzeitig ist es mir aber wichtig, dass wir ins Tun kommen. Wir wollen mit unseren Kunden neue Technologien erproben, dies aber immer mit dem Fokus, Projekte umzusetzen und den Menschen und Unternehmen konkrete Anwendungen anzubieten. Der digitale Führerschein ist ein schönes Beispiel. Trotz Verzögerungen ist Österreich beim Thema EU-konformer digitaler Identitäten und E-Ausweise europaweit Vorreiter.

Welcher aktuelle Trend ist besonders vielversprechend?

Ledinger: Künstliche Intelligenz ist ein Thema, das für die Verwaltung ein großes Potenzial hat. Einerseits kann diese Technologie sehr nutzbringend eingesetzt werden und Herausforderungen wie etwa Pensionierungswellen abfedern. KI entwickelt sich rasend schnell weiter, was man an Projekten wie ChatGPT beobachten kann. Deshalb müssen wir nicht nur technisch genau hinschauen, wenn es z. B. darum geht, ethische Standards einzuhalten. KI soll Menschen und Entscheider:innen in der Verwaltung unterstützen, nicht ersetzen. Einen weiteren Schwerpunkt für die Zukunft sehe ich bei der Frage, wie wir Cloud-Dienstleistungen für die Verwaltung anbieten und einsetzen können. Wir möchten hier auf europäischer Ebene Akzente setzen und unseren Kunden eine Alternative zu den etablierten Hyperscalern anbieten, die unsere Resilienz stärkt und Lock-in-­Effekte verhindert. Ein wichtiges Stichwort in diesem Zusammenhang ist digitale Souveränität – und zwar auf mehreren Ebenen: Wir möchten Anwendungen möglichst neutral und unabhängig von spezifischen Infrastrukturen entwickeln. Servicedienstleistungen sollten getrennt von Datendienstleistungen gestaltet und abgerufen werden können. Wir wollen auch Synergien zwischen IT-Providern der öffentlichen Verwaltung auf europäischer Ebene adressieren und so Lösungen für Europa und nicht nur für nationale Staaten umsetzen. 

Von welchen technologischen Entwicklungen profitieren die Menschen besonders?

Ledinger: Österreich gehört zu den führenden Digi­talnationen in Europa. No-Stop-Shops wie die antragslose Arbeitnehmerveranlagung oder auch mobile Apps wie der digitale Führerschein sind Leuchtturmprojekte, die im Alltag der Menschen eine positive Veränderung bewirken. Mit der Weiterentwicklung der digitalen Identität in Richtung ID Austria wurde auch die Grundlage für weitere digitale Ausweise und Services geschaffen. Digitale Verwaltung der Zukunft heißt für mich: Ich habe Kontrolle über meine Daten, muss viele Amtswege gar nicht erst erledigen, weil Sie im Hintergrund passieren. Wo ich doch als Bürger:in selbst aktiv werden muss, lautet der Anspruch: Digitale Verwaltung sollte am Smartphone intuitiv, einfach und mit drei Klicks erledigt sein.

Birgt die zunehmende Digitalisierung auch Risiken, etwa wenn wir an die zunehmende Zahl von Cyber-Angriffen denken?

Ledinger: Sicherheit ist bei allen IT-Projekten im Verwaltungsumfeld ein wichtiger Aspekt, der immer mitbedacht werden muss. Als BRZ haben wir ein eigenes Computer Emergency Response Team, das BRZ-CERT, das sich mit dem Thema sehr intensiv auseinandersetzt. Auch hier spielen aktuelle Technologien wie KI, eine gute Vernetzung mit anderen Playern in der Branche und laufende Innovation eine große Rolle.

Das Interview ist in read_it Ausgabe 01/23 erschienen.

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