Digitale Gemeinde der Zukunft
09. Jänner 2019
Die Idee der virtuellen Gemeinde namens Kettenbruck ist es, auf anschauliche Weise darzustellen, in welcher Fülle von kommunalen Themenbereichen digitaler Fortschritt heute schon anwendbar ist. Unterschiedliche Use Cases mit neuen Technologien machen deutlich, was alles möglich ist.
Neues Innovationsprojekt
Stellen Sie sich vor, Sie präsentieren das nächste Mal Ihrem Vorgesetzten das neue digitale Innovationsprojekt. Und Sie bringen nicht nur ein paar PowerPoint-Slides mit, sondern können auch gleich einen funktionierenden Prototypen zeigen, der alle Vorteile Ihres Projektes greifbar macht. Wäre das nicht genial? Genau das machen wir in der ersten digitalen Gemeinde Österreich namens Kettenbruck möglich. In Kettenbruck erwecken wir innovative Ideen an der Schnittstelle zwischen öffentlicher Verwaltung, Privatwirtschaft, Wissenschaft und Politik zum Leben. Hier zeigen wir Ihnen, wie das Bundesrechenzentrum das macht und wie Sie davon profitieren können.
Innovationsmanagement im BRZ
Das Bundesrechenzentrum hat ein erprobtes System eingeführt, auf Basis dessen neue Pilotprojekte umgesetzt werden. Im Kern des Systems steht ein dreistufiger Prozess:
- Ideation: Die Ideation Phase wird bestimmt von Ideenfindung. In dieser Stufe werden mithilfe verschiedener Innovationsmethoden Ideen gesammelt und strukturiert aufbereitet.
- Konzeption: Evaluieren der Ideen: Auf dieser Stufe werden die Ideen evaluiert und der Beitrag wird der geplanten Prozessverbesserung bzw. dem geplanten Serviceprodukt gegenübergestellt. Auf Basis der evaluierten Ideen werden Prototypen entwickelt. Wichtige Faktoren wie Budget, Kosten, Mehrwert und Machbarkeit fließen in dieser Phase mit ein.
- Umsetzung: Auf dieser Stufe findet die eigentliche Entwicklung der Prozessverbesserung oder des Serviceproduktes statt. Das vorgesehene Budget wird verwertet, um das geplante Projekt umzusetzen und einzuführen.
Die Innovationsplattform Kettenbruck nutzt das System des BRZ, um virtuelle Konzepte in reale Anwendungen umzusetzen. Hier eine grafische Darstellung ausgewählter Use Cases. Momentan fokussieren wir uns bei den Anwendungen auf drei Technologien.
Conversational Interfaces/Artificial Intelligence
Früher waren die textbasierten Dialogsysteme ein Marketingtrend in sozialen Netzwerken. Jetzt entwickeln sie sich zu hocheffizienten Helfern, die unsere digitale Kommunikation nachhaltig verändern. Wie können Behörden von der neuen Technologie profitieren?
Chatbots sind die Antwort auf eine veränderte Nutzung digitaler Medien: Mobile Messenger sind das am meisten verwendete digitale Werkzeug. Nicht nur der Erfolg von Amazon Alexa zeigt: Der Wunsch nach bequemer und individueller Interaktion ist stark und verändert unser digitales Leben. Smarte Chatbots machen das möglich und fördern Dialoge: mobil, bequem und im bevorzugten Kanal des Nutzers. Chatbots setzen da an, wo klassische Internetangebote an ihre Grenzen gelangen. Sie sind virtuelle Assistenten, die unser Leben erleichtern. Mit der intuitivsten Schnittstelle, die wir haben: der menschlichen Sprache.
Bürger:innen-Anfragen lassen sich mit Chatbot-Systemen einfacher kategorisieren und beantworten. Einige konkrete Anwendungsbeispiele könnten sein: Initiieren eines Telefonats mit einer Ansprechpartnerin/einem Ansprechpartner, einen Termin mit der Behörde vereinbaren, eine Kalendereintragung durchführen und rechtzeitig an die Anfahrt unter Berücksichtigung der öffentlichen Nahverkehrsmittel erinnern.
Robotics Process Automation (RPA)
RPA bietet die Möglichkeit, Effizienz ohne kostspielige Investitionen zu erhöhen. Das Wesen von RPA ist die Automatisierung von sich wiederholenden Tätigkeiten, die einen klaren Ablauf haben. Damit kann die Dienstleistungsqualität in Behörden und Verwaltungen erhöht und gleichzeitig die administrative Belastung reduziert werden. Durch die softwaregesteuerten Automatisierungstechnologien macht RPA Kapazitäten für wertvollere und komplexere Aufgaben frei. Die öffentliche Verwaltung steht zukünftig natürlich enormen Herausforderungen gegenüber, wie zum Beispiel der geplanten Nachbesetzung von nur jeder zweiten oder dritten Stelle, wenn Personen in Pension gehen. Auch auf die höheren und sich verändernden Anforderungen von Bürgerinnen und Bürgern sowie Unternehmen muss die öffentliche Verwaltung entsprechend reagieren können. RPA ist dafür ein ideales Instrument, um die Herausforderungen erfolgreich zu bewältigen. Die Einsatzmöglichkeiten von Robotic Process Automation reichen von einfachen Dokumenten-Workflows bis hin zu komplexen Business-Abläufen, von Desktop-Arbeiten bis zu Backoffice-Prozessen und von reiner Automatisierung bis zu entscheidungsunterstützenden Assistenzsystemen. Die folgende Liste soll die Vielfalt der Möglichkeiten von RPA aufzeigen:
- Abläufe automatisieren, ohne zu programmieren
- Daten aus unterschiedlichen Dateiformaten extrahieren und weiterverarbeiten
- Verschiedene Anwendungen öffnen und ausführen
- Authentifizierungsdaten verwalten
- Unstrukturierte Daten lesen und verarbeiten
- Business-Logik auf Basis von Wenn-dann-Regeln ausführen
- E-Mails sortieren und bearbeiten
- Reklamationen effizienter managen
- Abrechnungen in heterogenen Systemlandschaften automatisiert erstellen
- Prozessdaten protokollieren und für Auswertungen bereitstellen
Blockchain
Natürlich beschäftigten wir uns in Kettenbruck auch intensiv mit der Blockchain-Technologie, die auch als Namensgeber unserer virtuellen Gemeinde fungierte. Die Blockchain ist im Kern eine Alternative zu Zertifikaten, staatlichen Registern und öffentlichen Beglaubigungen. Sie basiert auf dem Gedanken, dass die Wahrheit und Richtigkeit ihrer Informationen durch die Vielzahl der öffentlichen Kopien ihrer selbst innerhalb der Online-Community sichergestellt ist. Getragen von den drei Technologien P2P-Netzwerk, Kryptografie und Spieltheorie, ist die Blockchain vor allem dort stark, wo vorhandene Strukturen das Vertrauen in die Richtigkeit von Transaktionen und Informationen nicht gewährleisten können. Dies dürfte ein Grund dafür sein, dass die Blockchain beispielsweise als Alternative zu Grundbüchern vor allem in Ländern, deren Verwaltung vor besonderen Herausforderungen steht, von großem Interesse ist.
Kettenbruck als Innovationsmotor
Als Teil des BRZ-Innovationsmanagements steht auch die BRZ Innovation Factory zur Verfügung, ein 135 m2 großer Kreativraum, in dem Innovation gelebt wird. Genau dort war auch die Geburtsstunde von Kettenbruck. „Ursprünglich entstand die virtuelle Gemeinde aus der Idee heraus, Anwendungsbeispiele zum Thema Blockchain in der öffentlichen Verwaltung sichtbar zu machen“, erklärt Mag. (FH) Roman Walther, BRZ-Projektleiter von Kettenbruck. Mittlerweile haben sich auf www.kettenbruck.at aber auch Use Cases mit anderen Technologien dazugesellt.
Das Schaufenster
Die ldee der virtuellen Gemeinde ist es, auf einfache und anschauliche Weise darzustellen, in welcher Fülle von kommunalen Themenbereichen digitaler Fortschritt heute schon anwendbar ist. Wer auf www.kettenbruck.at surft, findet sich auf dem Hauptplatz der Gemeinde wieder und findet über den ganzen Ort verteilt Anwendungsbeispiele von Tools, die schon jetzt von Kommunen umgesetzt werden können, deren Arbeit erleichtern oder die Arbeitseffizienz optimieren. Die Website ist ein digitales Schaufenster, das Entscheidungsträgern auf Bundes-, Landes- oder Gemeindeebene klar und verständlich die Möglichkeiten aufzeigt, die sie auch ohne spezielle IT-Kenntnisse in ihre Arbeitsabläufe integrieren können.
Die Innovationsplattform
Der Kern Kettenbrucks ist eine Werkstatt, in der digitale Ideen und Lösungen erst einmal validiert werden. Im eigens dafür angeschafften Innovation Lab werden auch unter Einbeziehung von anonymisierten Echtdaten neue Anwendungen auf Herz und Nieren getestet. Auf ihre Sicherheit, auf ihre Verlässlichkeit, aber auch auf ihre Nutzerfreundlichkeit und Praxistauglichkeit. Ein weiterer Vorteil von Kettenbruck ist die Verknüpfung von unterschiedlichen Stakeholdern aus den Bereichen der öffentlichen Verwaltung, Privatwirtschaft, Wissenschaft und Politik. Noch 2018 soll das oberösterreichische Kremsmünster die erste Partnergemeinde von Kettenbruck werden. Weitere Kooperationspartner sind hochwillkommen: „Wir möchten verschiedenste Pilotprojekte möglich machen, Konzepte, die in der Schublade liegen, in die Realität bringen und so bundesweite Blaupausen für die öffentliche Verwaltung schaffen“, so Roman Walther.
Wie geht es weiter?
Im Rahmen von Kettenbruck planen wir den Ausbau von Entwicklungsgebieten in unterschiedlichen Bereichen, die eine Gemeinde betreffen können. Darunter finden sich Themen wie Gesundheit & Soziales, Tourismus, Digital City Infrastructure, Landwirtschaft, Bildung, Mobilität etc. Das Ziel ist es, mit den jeweiligen Expertinnen und Experten aus dem Partnernetzwerk die Neubaugebiete von Kettenbruck zu erschließen, indem spannende Pilotprojekte umgesetzt und gezeigt werden. Bis Ende 2018 fokussieren wir uns auf die Themen Digital City Infrastructure, Gesundheit & Soziales und Tourismus. Im Jahr 2019 setzen wir dann mit den anderen Themen fort. Wenn Sie selbst ein digitales Projekt umsetzen wollen, Ihnen jedoch die Partner fehlen, oder wenn Sie uns ein bereits umgesetztes Pilotprojekt zeigen wollen, kontaktieren Sie uns.