Verschwommene Stadtlichter auf einer nächtlichen Schienenfahrt.

Zug in die Zukunft

03. Oktober 2022

Von der realitätsnahen Zukunft bis zu fantastischen Visionen. Eine digitale Vorausschau von Matthias Lichtenthaler, Head of Digital Government & Innovation im BRZ.

Blick nach vorn. Wie das BRZ in den letzten 25 Jahren gemeinsam mit seinen Kunden die Digitalisierung Österreichs entscheidend vorangetrieben hat, haben wir auf den Seiten 6 bis 11 kurz veranschaulicht. Aber wie stehen wir heute da? „Österreich bleibt in den Top 10 beim europäischen Index für digitale Wirtschaft und Gesellschaft“, war Ende Juli in den Medien zu lesen. Deutlich vor Deutschland und Frankreich, die Platzierung könnte dennoch besser sein, wir wollen auf Platz 5 kommen.

Die User im Fokus

Da bleibt einiges zu tun. Dabei sollten vor allem userzentrierte digitale Services für Bürger:innen und Unternehmen im Vordergrund stehen. Hier arbeitet das BRZ eng mit der Verwaltung zusammen. Ziel ist, bis 2024 fast alle Behördengänge auch digital anzubieten, wie der neue Staatssekretär für Digitalisierung und Telekommunikation, Florian Tursky, auch im read_it-Interview festhält. Eine entscheidende Rolle dabei wird aber auch das Human Capital und somit letztlich die Attraktivität des Standorts Österreich für MINT-Fachkräfte spielen. Österreich, das Land der Berge und der Kultur, als eine spannende Location für zukunftsorientierte digitale Projekte. Dieses Bild gilt es noch zu schärfen und zu konkretisieren. Und dafür darf man durchaus auch statt in Jahren in Jahrzehnten und über die Grenzen von Zuständigkeiten hinweg denken.

Aller guten Dinge sind 7

Den Zug der ganzheitlichen Digitalisierung haben wir mit der Corona-Krise bestiegen. Fraglich ist aber, wo der Zug hinfahren soll oder mit welchen innovativen Themen die einzelnen Waggons beladen sein sollen. Meine sieben Waggons auf dem Weg in die Zukunft sind folgendermaßen beladen.

  1. Übergreifende Bürger:innen-Services mit konsequentem Fokus auf Mobile Government.
  2. Die neue Gründerzeit mit Start-ups & Innovationen für den Public Sector einläuten.
  3. Mit der nötigen gesetzlichen Basis intelligente Vernetzung der Verwaltung mit KI-basierten Prozess- und Automatisierungslösungen vorantreiben.
  4. Einen neuen Ordnungsrahmen für mehr Investitionen und Innovationen schaffen.
  5. Public-Private-Partnerships ermöglichen und erleichtern.
  6. Forschung, Entwicklung und Innovation bei digitalen Technologien fördern mit Fokus auf Praxisorientierung und rascher Umsetzung.
  7. Digitale Literacy und Fähigkeiten stärken, und zwar für alle Lebensbereiche.

Die Reihenfolge ist dabei nicht entscheidend, wenn aber ein Waggon fehlt, wird der Zug entgleisen. 

In neuen Sphären denken

Anlässlich des 15-jährigen BRZ-Jubiläums wurde TU Wien-Professor DI Dr. Peter Purgathofer zur Zukunft der Verwaltungs-IT befragt. „Die Verwaltung wird sich in Zukunft mit den Herausforderungen neuer Räume auseinandersetzen müssen“, war eine seiner Aussagen. Dieser Satz ist prä-pandemisch entstanden – und kann jetzt noch wesentlich weiterführender interpretiert werden. Das sind nicht nur neue Räume, sondern auch ganz andere Sphären, die mittlerweile relevant sind. Vom hybriden Arbeiten über ganze Remote Teams bis hin zur Kollaboration in virtuellen Welten. Da sind sogar so manche Vordenker bei Top- Consulting-Unternehmen überfordert, dies ihren Kunden in wohldosierter, strukturierter Form beizubringen. Oder wollen wir uns weiterhin in endlosen Videokonferenzen mit viel zu vielen Teilnehmerinnen und Teilnehmern, die physisch nie alle dabei gewesen wären, zutexten? Arbeiten im digitalen Raum, statt nur zu reden könnte eine Antwort sein. Virtuelle Zusammenarbeit z. B. an einem digitalen Whiteboard ohne Tonspur. Das funktioniert besser als viele dachten! Dafür benötigen wir auch ein erweitertes Verständnis und neue Methoden für Digital Collaboration. Nur eine brauchbare technische Lösung dafür zu entwickeln wird zu wenig sein.

Ein gewagter Blick voraus

Aber denken wir noch weiter. Was könnte anno 2047 im Bericht „50 Jahre BRZ“ stehen? Haben wir da die Verwaltung auf den Mars ausgelagert? Eine Reise dorthin wäre doch etwas weit und aufwendig. Und ob wir dann gedanklich schon Lichtjahre weiter sind, ist auch fraglich. Ich bin jedenfalls in Pension, aber meine Enkelkinder werden mich schon auf dem Laufenden halten. Die Verwaltungs-Bots administrieren sich selbst und der große – durchaus noch menschliche – Rat der Weisen wacht über die Ethik und Vertrauenswürdigkeit der bis in den letzten Winkel eingesetzten KI 4.0, auch Galaktische Intelligenz genannt. Regierungen im klassischen Sinne gibt es nicht mehr und Gesetzesvorhaben werden längst als „Law as Code“ je nach Notwendigkeit angepasst. Die Lebenserwartung steigt durch personalisierte Ernährung und eine implantierte App validiert nicht nur ständig meine Gesundheit, sondern lässt mich nicht mal mehr meinen Morgenkaffee genießen. Jedenfalls hat die GI im besten Fall die größten Herausforderungen des Klimawandels gelöst, u. a. weil Krypto- Währungen wegen unmäßigen Energieverbrauchs längst abgedreht sind und der Weg zur Arbeit dank Virtual Reality ohnehin selten angetreten wird. Und Büros? Wird es die überhaupt noch geben? Die Offices wurden von Think zu Social Tanks. Denn auch in 25 Jahren wird die physische Interaktion immer noch wichtig für unser Weiterkommen sein.

 

 

Logo der BRZ Innovation Factory in weiß auf einem Metalltextur Hintergrund.

BRZ Innovation Factory

Die Frage wie wir Technologien wie Big Data, Cloud Computing, Mobility, Blockchain, Artificial Intelligence u.a. für die Weiterentwicklung der Verwaltung einsetzen können, ist für uns zentral. Wir beschreiten neue Wege der Ideenfindung in unser bereichsübergreifenden Innovation Factory.

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Teilnahme an IRIS 2022

IRIS: Digitaler Vorreiter Justiz

Die EU-weite Vorreiterrolle der Justiz im Bereich Digitalisierung wurde auf der IRIS 2022 ein weiteres Mal deutlich. Auch das BRZ hat sich bei der Fachtagung inhaltlich eingebracht.

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